
abgeschlossen 08/2024
Ziel des Projekts war es, ein wissenschaftlich fundiertes beobachtungsbasiertes Verfahren zur psychischen Gefährdungsbeurteilung von Kindern unter drei Jahren für den Einsatz in Kindertageseinrichtungen (Kita) zu entwickeln. Unter dreijährige Kinder sind im Kita-Alltag Belastungen ausgesetzt, die zu Beanspruchungen und negativen Beanspruchungsfolgen führen können, die bis ins Erwachsenenalter wirken.
Träger von Kitas und das pädagogisches Personal sollen mit dem Verfahren darin unterstützt werden, Gefährdungen rechtzeitig zu erkennen und – unter Kenntnis und Nutzung bestehender Ressourcen – präventive wie gesundheitsförderliche Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Mit der Minimierung von Risiken für ein geringes biopsychosoziales Wohlbefinden und hohe Beanspruchungen sollen soziale und emotionale Kompetenzen von Kindern gestärkt und Störungen und Verhaltensauffälligkeiten präventiv begegnet werden. Mittel- und langfristig dient dies sowohl der Gewaltprävention als auch der Sicherung von Gesundheit und Arbeitsfähigkeit im Erwachsenenalter.
Das Vorhaben ist der gestaltungsorientierten Praxisforschung zuzuordnen, die sich durch die Verbindung von theoretisch-methodischem Wissen der Forschenden und dem Handlungswissen und der Feldkenntnis von involvierten Praktikerinnen und Praktikern auszeichnet. Das Verfahren wurde in enger Kooperation mit fünf Kita-Teams entwickelt und anschließend an einer erweiterten Stichprobe (22 Kitas, 82 pädagogische Fachkräfte, 100 Kinder) unter Berücksichtigung unterschiedlicher Rahmenbedingungen, Elternschaften und Träger evaluiert. Ein Gremium von Expertinnen und Experten (Delphi-Verfahren, n=11) und ein Forschungsbegleitkreis gaben wissenschaftliche und fachliche Impulse.
Das Verfahren (WoGe Potential- und Gefährdungsbeurteilung) liegt vor und wird über die DGUV kostenfrei zugänglich gemacht. Es besteht aus mehreren aufeinander abgestimmten Elementen (Einschätzung der übergreifenden Rahmenbedingungen, Einschätzung der individuellen Rahmenbedingungen eines Kindes, systematische Beobachtung des subjektiven aktuellen Wohlbefindens eines Kindes, jeweils mit Auswertungsanleitung). Eine ausführliche Handreichung und eine Kurzpräsentation zur Einführung in die Inhalte und die Handhabung unterstützen die Anwendung in der pädagogischen Praxis. Die Übertragbarkeit auf drei- bis sechsjährige Kinder wurde überprüft und erweist sich bei gewissem Anpassungsbedarf als gegeben.
Durch die breite theoretische und konzeptionelle Fundierung integriert die Potential- und Gefährdungsbeurteilung drei zentrale fachliche Aufgaben in der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung: den Beobachtungs- und Dokumentationsauftrag, die Präventionspflicht sowie die Qualitätssicherung und -entwicklung. Träger werden in die Lage versetzt, ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Gefährdungsbeurteilung nachzukommen. Pädagogisch tätige Personen werden sicherer im Erkennen kindlichen Wohlbefindens sowie von Gefährdungen und Risiken und können gezielter präventive Maßnahmen ergreifen. Schließlich erhalten Beratungspersonen von Unfallversicherungsträgern Kenntnisse über psychische Belastungsfaktoren in Kindertageseinrichtungen, die sie in ihrer Beratungs- und Überwachungstätigkeit einsetzen können.
-branchenübergreifend-
Gefährdungsart(en):Psychische Fehlbelastungen
Schlagworte:Gefährdungsbeurteilung, Psychische Beanspruchung/Belastung, Prävention
Weitere Schlagworte zum Projekt:Psychische Belastungen, Kinder, Kinderbetreuung, Tagesbetreuung
DGUV Information 202-123: Potential- und Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung von Kindern unter 3 Jahren in Kindertageseinrichtungen
Seite des Sachgebietes Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege zum Thema "Potential- und Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung von Kindern unter 3 Jahren in Kindertageseinrichtungen": https://dguv.de/fb-bildungseinrichtungen/sachgebiete/kitas/sicherheit-kinder/ermittlung-belastungen/index.jsp